Dabei sein ... ist alles - Oder: Vom Proben!

Wild entschlossen dabei sein zu wollen, finden sie sich ein, die Mitwirkenden der YMCH. Worum es gehen soll, hat sich bei einigen schon herumgesprochen und so vermischen sich gespannte Erwartung und Skepsis. Machen wir »das« so wie im Film? Wie im Film geht es dann lediglich mit dem »Casting«. Jeder nimmt das Textheft mit nach Hause und hat einige Wochen Zeit, sich mit dem Stoff vertraut zu machen, zu überlegen, welche Rolle ihn fasziniert und wie er/sie sie darstellen würde. Dann finden sich wieder alle zusammen und stellen vor, was sie erarbeitet haben.
»Was macht’n der Meister Hora noch?« »Oder die Grauen Herren?« »So wenig?« »Treten die auch einzeln auf?« Die Sorge, die Chance verstreichen zu lassen, solierend auf der Bühne zu stehen, ist deutlich spürbar und jeder würde gern noch etwas mehr … Aber gut, fangen wir erst einmal an.

Dann kommt der manchmal bemerkenswert eigenwillige Zug »Momo-Ensemble« langsam in Fahrt. Doch es ist kein D-Zug, viele Haltestellen gilt es am Anfang zu beachten. Da kann jemand hier nicht, da will jemand lieber mit jenem, da gibt es noch ein anderes Projekt, was im Moment Vorzug haben sollte, da … gibt es letztlich auch viel Text zu lernen, Songs einzuüben, denn erst wenn der Text, die Lieder selbstverständlich geworden sind, kann die eigentliche szenische Probenarbeit beginnen.
Immer wieder zeigt sich, dass der gute Wille, das Dabei-sein-wollen, nicht ausreichend sind, die lange, anstrengende und herausfordernde Probenphase zu bestehen.
Und plötzlich ist man mittendrin, ganz im Thema, wenn auch nicht in Bezug auf die Bühnenarbeit. Es geht um die effiziente Nutzung von Zeit, um die ökonomische Gestaltung von Probenphasen, um die Vermeidung jeglicher Mußestunden, die Optimierung des Geschehens an sich. Es geht um die eigenen Vorteile, darum, wie es angenehm sein könnte und dabei stockt er dann schon wieder, der stampfende Zug, denn das Ein- und Aussteigen kostet unendlich viel Zeit. Ohne es zu merken, spielen die Mitglieder der YMCH Momo auf ihre ganz eigene Weise. Erst wenn das Ziel schon ganz nah vor Augen ist und wenn jedem deutlich wird, dass es mit diesem Tempo nicht zu erreichen sein könnte, steigen alle ein und sind bereit miteinander zu wirken.

Darauf haben sie lange gewartet, die Veranstalter und Verantwortlichen für das gesamte Projekt. Im Warten darauf durchleben sie manch ruhelose Stunde, aber schließlich haben sie schon einige Erfahrung und vertrauen auf die Eigendynamik dieses manchmal schwer einzuschätzenden Kolosses »Musical-Company«.

Wenn er aber dann in Fahrt gekommen ist, wenn die Zielgerade mit Tempo angefahren werden kann und wenn dann geschaufelt und geschuftet wird, um den Tender bis zum Glühen zu heizen, der Kolben und das Getriebe bis zum Äußersten beansprucht werden, dann macht es trotz immer größer werdender Anstrengung immer mehr Spaß und das, was sich hätte über Monate entwickeln sollen, wächst auf faszinierende Weise in Wochen und Tagen.

Je mehr aktiv sind, desto chaotischer ist die Phase der Konsolidierung, desto erfolgreicher aber letztlich auch das Projekt, wenn sich die Ideen Vieler zu einem Gesamten zusammen fügen, wenn die endlos scheinenden Diskussionen und das »Immer-wieder-von-Vorne-anfangen-müssen«, einen nicht abschätzbaren Mehrwert entwickeln und aus Einzelkämpfern eine gemeinsam denkende und handelnde Gemeinschaft wird.
Auch dann ist man mitten drin, im Thema von Momo, nur nicht mehr allein auf der Seite der »Grauen Herren«.